Tattoos: Die richtige Pflege nach dem Stich
18.12.2023 / Stefan Dobersberger
Wie ein Tattoo aussieht, entscheidet nicht nur das Können der Tätowierer. Auch Nachbehandlung und Pflege in den ersten Tagen sind wichtig. Das verhindert Infektionen, Narben und das Verblassen der Farbe.
Tattoos sind Ausdruck von Persönlichkeit und Körperschmuck, doch direkt nach dem Stechen sind frische Tätowierungen erst einmal eine Wunde. Denn: Um die Farbe in die Haut zu bringen, müssen die feinen, mit Farbe benetzten Nadeln bis zu 10.000-mal pro Minute bis in die zweite Hautschicht, die Dermis, vordringen. Diese Tiefe ist notwendig, damit die Farbpigmente dauerhaft in der Haut verbleiben. Würden sie nur in der Epidermis abgelagert, würde das Tattoo schnell wieder verblassen, da sich diese Hautschicht etwa alle drei bis vier Wochen erneuert.
Durch das Eindringen der Nadeln in die Dermis entsteht eine oberflächliche Verletzung, die einer Schürfwunde ähnelt. Sie gewissenhaft nachzubehandeln, beschleunigt nicht nur den Heilungsprozess, sondern trägt dazu bei, dass selbst feine Linien lange klar erhalten bleiben. Zum Schutz vor Infektionen wird die Hautstelle nach dem Stechen oft mit einer Folie abgedeckt. Tätowierer raten meist, diese nach etwa ein bis drei Stunden wieder abzunehmen und das Tattoo zum ersten Mal zu reinigen. Diesen Rat sollte man durchaus beherzigen. Unter der Folie stauen sich Wärme und Feuchtigkeit, es entsteht eine feuchte Wundkammer. Die Wunde kann schlechter abheilen, und es besteht ein höheres Infektionsrisiko.
Wissenswertes:
27 Prozent aller Österreicher haben zumindest eine Tätowierung. Zwei Fünftel der unter 35-Jährigen tragen eine oder mehrere Tätowierungen am Körper. In Studien konnte gezeigt werden, dass Beschwerden wie Juckreiz und Schwellung relativ häufig nach einer Tätowierung auftreten und nahezu ein Drittel der Tätowierten davon betroffen ist. Etwa ein Fünftel hatte UV-Licht-assoziierte Beschwerden. Der Begriff „Tattoo” wird vom Tahitianischen „ta-tau” („schlagen”) abgeleitet und bezeichnet die Musterung der Haut durch das Einbringen von Farbpigmenten.
Waschen und eincremen
Für die erste Reinigung der frischen Stichstelle ist lauwarmes Wasser ausreichend. Wurde bereits eine Creme aufgetragen, wird diese vorsichtig abgespült. Anschließend kann die Haut mit einem fusselfreien Handtuch oder einem Stück Küchenrolle getrocknet werden. Dabei sollte auf stärkeres Tupfen oder gar Rubbeln verzichtet werden. Für die nächsten Reinigungen kann eine pH-neutrale Seife empfohlen werden. Auf parfümierte oder reizende Zusätze sollte bei frischen Tattoos länger verzichtet werden.
Nach der Reinigung folgt die Pflege. Gut geeignet sind Dexpanthenol-haltige Salben, die mit sauberen Händen vorsichtig auf die tätowierte Haut aufgetragen werden. Die Creme unterstützt die Wundheilung und die Erneuerung des Gewebes. Zudem verhindert sie, dass das Wundsekret oder Schorf mit der Wundauflage verklebt und beim Verbandswechsel neue Wunden entstehen. Um Infektionen zu vermeiden, können auch antiseptisch wirkende Cremes empfohlen werden. Anschließend kann das frische Tattoo mit einem sterilen und luftdurchlässigen Verbandsmaterial abgedeckt werden. Es fängt das Wundsekret auf und schützt die empfindliche Stelle vor dem Kontakt mit Kleidung oder Berührungen.
Pflege: Das richtige Maß finden
In den ersten fünf Tagen nach dem Stechen wird empfohlen, die Stichstelle etwa alle vier Stunden zu reinigen und neu einzucremen. Wichtig ist, die alte Cremeschicht jedes Mal vollständig zu entfernen. Der Heilungsprozess nimmt etwa sechs Wochen in Anspruch. Bis dahin sollte das „Reinigungs-Creme-Ritual“ noch zweimal täglich beibehalten werden. Mitunter wird auch geraten, immer dann zu cremen, wenn die Farbe matt wird.
Beim Auftragen der Creme ist es notwendig, auf das richtige Maß zu achten. Weder zu viel noch zu wenig, bringt den gewünschten Erfolg. Eine dicke Cremeschicht kann die Wunde aufweichen und dazu führen, dass mehr Farbe verloren geht. Wird zu dünn gecremt, ist der Effekt ähnlich wie beim Gar-nicht-Cremen. Es besteht die Gefahr, dass sich eine dicke Schorfschicht bildet und die Haut einreißt. Dabei können Narben entstehen, und es kommt oft zu einem Farbverlust. Auch das Abkratzen von Schorf sollte besser vermieden werden. Hierbei können Farbpartikel aus der Haut entfernt werden und helle Flecken zurückbleiben.
Normal oder abklärungsbedürftig?
Manche berichten von starkem Juckreiz im Bereich der frischen Tätowierung. Das deutet erst einmal darauf hin, dass die Wunde nicht regelmäßig eingecremt wurde. Oft tritt eine Besserung ein, wenn die Pflege intensiviert wird. Dabei bleibt die Empfehlung von Dexpanthenol-haltigen Salben bestehen. Von der Verwendung einer juckreizlindernden Hydrocortison-haltigen Creme wird bei Tätowierungen abgeraten.
Ein Arztbesuch sollte nahegelegt werden, wenn die tätowierte Stelle stark schmerzt, Eiter austritt oder die Lymphknoten in der Nähe des Tattoos anschwellen. Dasselbe gilt, wenn Anzeichen einer Allergie auftreten. In leichten Fällen macht sie sich durch Ausschläge und Erhebungen, in schweren Fällen durch übermäßig starke Verhornung und Ulkusbildung bemerkbar.
Während der Wundheilungsphase wird ein Teil der Tattoofarbe abgesondert. Eine Verfärbung des Wundverbands kann deshalb durchaus vorkommen. Auch die Kruste, die sich auf der tätowierten Haut bildet, kann durch die Farben verfärbt sein. Manchmal kommt es trotz regelmäßiger Pflege vor, dass das Verbandsmaterial oder Kleidung im Wundbereich kleben bleibt. Um die Wunde nicht wieder aufzureißen, kann das Material mit lauwarmem Wasser eingeweicht werden. Anschließend lässt es sich vorsichtig ablösen.
Auf Vollbäder, langes Duschen oder Baden im Meer und Schwimmbad sollten Menschen mit frischen Tätowierungen jedoch anfangs verzichten. Sie erhöhen die Gefahr einer Wundinfektion.
Sonne und Sport sollte man anfangs meiden
Auch bei schweißtreibenden Aktivitäten gilt es, vorsichtig zu sein. Zum einen beeinträchtigt Schweiß die Wundheilung, zum anderen kann er Farbpigmente nach außen befördern und damit das Verblassen des Tattoos fördern. Zumindest in den ersten Tagen sollte deshalb auf Sport verzichtet werden.
Dasselbe gilt für direkte Sonneneinstrahlung und Solarienbesuche. UV-Strahlung kann die Pigmentpartikel in der Haut zerstören; außerdem ist die Haut nach dem Tätowieren anfälliger für Sonnenbrände. Ist die Wundheilung abgeschlossen, sollte man darauf achten, ein geeignetes UV-Schutz-Präparat zu verwenden. Insbesondere bei großflächigen, dunklen Tattoos kann es durch die Sonne zu einer starken Erwärmung der Haut kommen.